Hogwarts Legacy Boykott

Bild: Benjamin Davies / unsplash.com

Hogwarts Legacy Boykott: Gut, aber ohne mich! [Kommentar]

Nächstes Jahr erscheint Hogwarts Legacy und ich für meinen Teil, freue mich darauf. Ich sehe mich dabei keinesfalls als Unterstützer der Meinung J.K. Rowlings und bin in ihren oft diskutierten Aussagen definitiv nicht einer Meinung mit ihr. Aber deswegen einen Boykott von Hogwarts Legacy anstreben? Ich gebe gerne zu, dass ich ein großer Harry Potter Fan bin. Und gleichzeitig ist für mich ist ein Trans-Mann ein Mann und eine Trans-Frau eine Frau. Jeder Mensch unabhängig von irgendwelchen Eigenschaften wie Geschlecht, Hautfarbe oder auch Religion sollte nach meiner Meinung die gleichen Rechte und den gleichen Respekt erhalten.

Bei dieser Diskussion geht es um Aussagen einer einzelnen Person, die mir persönlich nichts bedeutet. Warum sollte ich das also nah an mich heranlassen? Aber das, was ich hier gerade schreibe, gilt nur für mich, um das noch einmal ausdrücklich zu betonen. Jeder sollte am Ende selbst entscheiden, ob er das Spiel kaufen möchte oder aufgrund von persönlichen Gründen darauf verzichtet.

Die Meinung einer einzelnen Person

Zu Beginn dieses Beitrages möchte ich betonen, dass ich es toll finde, wenn du in deiner Meinung gefestigt bist und für die Rechte von Menschen eintreten willst. Daher finde ich es auch toll, dass du aufgrund der Vorwürfe gegen J.K. Rowling anstrebst, auf dieses Problem aufmerksam zu machen – egal ob durch einen Hogwarts Legacy Boykott oder sonst irgendwie. Um ehrlich zu sein ist mir persönlich die Person J.K. Rowling vollkommen egal. Es ist richtig, dass ich ein großer Harry Potter Fan bin. Aber dabei denke ich nicht darüber nach wie J.K. gerade in einem Zimmerchen sitzt, und das erste Buch schreibt. Ich denke auch nicht darüber nach was sie damit verdient hat. Und ich befasse mich auch sonst eigentlich nicht mit Ihrem Leben oder was sie gesagt oder getan hat. Um ehrlich zu sein weiß ich nicht einmal wofür J.K. steht.

Ich konsumiere das Produkt: Harry Potter. Mal als Film, mal als Hörbuch und ich werde auch das Spiel Hogwarts Legacy spielen. Wenn ich alles boykottieren wollte, wo mir die Meinung des ursprünglichen Erfinders missfällt, würde ich wahrscheinlich nicht mehr viel kaufen und einige Produkte nie wieder verwenden. Wahrscheinlich gibt es Lebensmittelhersteller mit dessen privaten Meinung ich überhaupt nichts anfangen kann. Vielleicht hat auch der Erfinder meines Gaming-Stuhls eine nicht vertretbare Meinung – ich weiß es nicht. Ich befasse mich aber auch nicht damit. Da es sich dabei nicht um Personen des öffentlichen Lebens handelt bekomme ich es auch nicht in meine Timeline gespült. Das Einzige, was meiner Meinung nach diese Diskussion so angefacht hat, ist die Reichweite von J.K. und natürlich auch die Aussagen größeren StreamerInnen und YoutuberInnen als Reaktion darauf.

Doch worauf will ich hinaus? Ich möchte sagen, dass die Schöpfung “Harry Potter” von der Schöpferin “J.K. Rowling” getrennt betrachtet werden muss. Ich für meinen Teil sehe zudem keinen Nutzen im Boykott. Ich glaube nicht, dass ich damit irgendetwas in dieser Welt bewegen kann. Doch das entspricht natürlich nur meiner persönlichen Meinung. Was ich tun würde, wenn ich ihre Meinung nicht teile? Ich würde vorschlagen J.K. zu entfolgen und ihren Aussagen keinen großen Wert zuzusprechen. Ich meine damit nicht, dass man “wegsehen” soll. Natürlich kann man dagegen argumentieren und diskutieren und das sollte man auch! Aber es wird immer Menschen geben, die eine andere, als die eigene Meinung vertreten.

Was bringt der Hogwarts Legacy Boykott wirklich?

Ich denke, dass an einem Videospiel sehr viele Menschen beteiligt sind. Von ÜbersetzerInnen, SprecherInnen über EntwicklerInnen und DesignerInnen werden bei der Umsetzung für neue Spiele sehr viele Menschen gebraucht. Sollte so ein Hogwarts Legacy Boykott wirklich erfolgreich sein, glaube ich, dass vielen Menschen ein Schaden zugefügt wird, die es nicht verdient haben. Nun habe ich schon öfter das Gegenargument hören müssen: “Denen schadet man nicht, die erhalten ihr Geld vom Studio!”. Das mag natürlich richtig sein, aber ich denke schon, dass hier ein Schaden entsteht. So könnte das Ansehen der Entwickler oder sogar des ganzen Studios leiden. Auch fließt in solche großen Projekte sicher viel Zeit und Engagement: Wie wäre es für dich, wenn deine Arbeit der letzten Jahre “umsonst” gewesen wäre? Ende 2021 hat ein Gaming Magazin über die Folgen des Blizzard Boykotts geschrieben und ich denke, so etwas sollte man im Hinterkopf behalten.

Gut, die Folgen eines Boykotts sind vielleicht in dieser Größenordnung keine Endzeit-Szenarien, jedoch glaube ich, dass dieser Schaden definitiv größer wäre als jener, der eigentlich erzielt werden wollte. Man bedenke auch die guten Seiten der Geschichte von Harry Potter, unabhängig davon wer die Geschichte erfunden hat. Wie viele Menschen denken bei der Geschichte an schöne Momente, an ihre Kindheit oder an andere Erinnerungen, mit der sie die Geschichte verbinden. Das führt mich auch direkt zu der Gegenfrage: Hilft ein Boykott wirklich um, in diesem Fall, J.K. Rowling “ein auszuwischen” oder von einer anderen Meinung zu überzeugen, wie es teilweise von UserInnen in sozialen Medien propagiert wird?

Ich kann mir einen Erfolg im aktuellen Fall nicht vorstellen. Wahrscheinlich würden weder J.K. noch WB es finanziell wirklich spüren, wenn niemand Hogwarts Legacy kaufen würde? Und dass sie Aufgrund eines Boykotts eine andere Haltung annimmt, kann man auch nicht erwarten. Doch hier spielt natürlich auch der moralische Kompass eine Rolle. Wer sich mit dem Gedanken überhaupt nicht anfreunden kann, dass J.K. Rowling irgendwie einen Profit davon hat, dass man ihr Spiel spielt, der sollte es boykottieren. Auch wenn Sie hier vermutlich “nur” die Rechte verkauft hat und an der eigentlichen Entwicklung des Games nicht beteiligt war. Ich persönlich empfinde es so, dass sie zwar den Grundstein für die HP-Welt gelegt hat, aber Sie als Person für mich unbedeutend ist. Daher messe ich ihrer Meinung auch einfach keinen Wert zu.

Das ihre Haltung enttäuschend ist, da sind sich die meisten von uns wahrscheinlich einig. Ich frage aber auch meinen KFZ-Mechatroniker nicht, wie er zu diesen oder anderen Themen steht. Warum? Weil es mir eigentlich egal ist. Es gibt viele Menschen die – leider – nicht die gleiche Meinung haben wie ich. Aber wir sind alle nur Menschen und leben alle nach unserer jeweiligen Überzeugung. Ich denke am Ende müssen wir über richtig und falsch diskutieren und nicht schauen, wie wir uns bei unterschiedlichen Meinungen gegenseitig schaden können.

Versteht mich bitte nicht falsch

Alles relativieren? Nein, keinesfalls. Ich möchte überhaupt nicht alles relativieren und kleinreden. Für die Rechte von Menschen einzutreten ist niemals falsch! Das sollten wir alle immer und jederzeit nach bestem Wissen und Gewissen tun. Ich möchte nur darauf hinaus, dass ich einen Boykott eines Spiels nicht als die Lösung sehe und ein Effekt vermutlich ausbleibt. Zudem ist es auch immer die Frage, was man eigentlich erreichen möchte. Einen Erfolg hatte der Aufruf zum Boykott in jedem Fall: Er hat für Aufsehen gesorgt. Vielleicht hat er ja sogar einige Menschen zum Nachdenken angeregt.

Mir ist wirklich egal, dass J.K. Rowling die Erfinderin von Harry Potter ist. Die Zauberwelt gibt mir etwas und sie erinnert mich an meine Kindheit. Daher habe ich beschlossen, das Spiel und auch andere Harry Potter Produkte weiter zu konsumieren – weil es mir guttut. Hätte ich die Möglichkeit auf einen persönlichen Diskurs mit J.K. Rowling würde ich gerne versuchen, sie von einer anderen Meinung überzeugen. Ich denke aber, dass der Boykott eines Spiels, auch wenn es alle zusammen machen würden, keinen Effekt erzielt oder am Ende vielleicht die falschen trifft.

Um es abschließend noch einmal zu sagen: Das ist nur meine persönliche Sicht auf die Dinge. Ich möchte sagen, dass ein Hogwarts Legacy Boykott m.E. nach nicht die Lösung für das Problem ist. Ich finde es sehr gut sich für Menschenrechte einzusetzen und wenn du ebenfalls Projekte für Menschenrechte und LSBTQ unterstützen möchtest, findest du einige tolle Projekte auf betterplace.org.

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